Der Roadtrip geht weiter.
Der Plan für heute: runter von der Kurischen Nehrung und rauf auf‚s Festland zum Ostseebad Palanga.
Aber zuerst schaue ich mir in Ruhe die Hafenstadt Klaipeda an und lege einen Stop bei der Steilküste Olando Kepure – auch Dutchman‚s Cap genannt – ein. Soviel Zeit muss sein.
Abfahrt
Es ist 9 Uhr morgens. Der Regen prasselt seit gestern Abend ununterbrochen auf das Holzdach meiner Unterkunft. Meine Schuhe sind so gut es geht getrocknet. Zum Glück war das Wetter gestern nicht so – die Wanderdünen bei Regen zu besuchen wäre sicher nicht der Hit gewesen.
Ein letztes Mal schlurfe ich von meinem Zimmer über den Hof zur Dusche und freue mich diebisch auf die nächste Unterkunft – mit Heizung, Fön und eigenem Bad. Hostels sind halt nur bedingt mein Fall.
Kurze Zeit später bin ich abfahrbereit. Die 45 Minuten Fahrt zur Fähre vergehen schnell. Rechts erhasche ich einen Blick auf die Graue Düne.
Hinter der nächsten Kurve läuft Rehwild über die Straße. Das kam überraschend.
Wenn ein Litauer im Herbst einen Ausflug macht, hat er höchstwarscheinlich einen fetten Sack Pilze im Schlepptau. So auch der ältere Herr mit Fahrrad, der an der Fähre wartet.
Den Gepäckträger schmückt ein prallgefüllter Plastikbeutel.
Das wird nicht der letzte Litauer sein, den ich so sehe. Nur weiß ich das zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Ich bewundere seine Ausbeute, die langsam im Regen von seinem Fahrradgepäckträger gen Boden rutscht. Er kennt das Prozedere offensichtlich und hieft den Beutel beherzt zurück. Die Fähre stoppt, er schwingt sich auf sein Rad und umrundet die zwei Autoreihen vor ihm wie ein alter Hase.
Klaipeda – ein Besuch der Hafenstadt bei Regen
Als ich einen Parkplatz in der Innenstadt von Klaipeda finde, habe ich eigentlich keine Lust mir die Stadt anzusehen.
Der Regen prasselt auf‚s Autodach. Einen Schirm hab ich natürlich nicht dabei. „Ach, auch egal.“ denke ich mir und steige aus dem Auto.
Klaipeda ist die drittgrößte und älteste Stadt Litauens. Sucht man im Internet nach Sehenswürdigkeiten und Highlights findet man wenig und man wird schnell zur Kurischen Nehrung verwiesen.
Ich habe nur einen kurzen Streifzug durch die Altstadt gemacht. Bei Dauerregen rockt ein Stadtspaziergang nicht und der Typ, der gerne lange in Cafes sitzt, bin ich auch nicht.
Trotzdem: die Altstadt ist niedlich. Die Straßen haben Kopfsteinpflaster, die Bürgersteige sind schmal und die Häuser gefallen mir auch. Alles sehr hanseatisch und gemütlich.
Was ihr bei einem Besuch auf jeden Fall sehen werdet sind Skulpturen. Es scheint, als ob Litauer Skulpturen in jeder Form, Material und Größe lieben.
Manche sind nicht zu übersehen, andere schwer zu entdecken – wie die kleine, goldene Maus. Wenn ihr sie gefunden habt, könnt ihr einen Wunsch in die Ohren flüstern und er wird wahr.
Gefunden habe ich sie nicht – das wird sicher beim nächsten Besuch was.
Mein Lieblingsbild aus Klaipeda ist die Fassade eines Hauses außerhalb der Innenstadt. Hier ist vom Charme der Altstadt nicht viel über. Die Häuser sehen ziemlich runtergerockt aus. Im Hintergrund ragen die Kräne vom Hafen in den Himmel und genau da, von diesem alten Haus aus, strahlen mich die zwei Mädels in traditioneller Tracht fröhlich an.
Olando Kepure – Steilküste mit Geschichte
Auf dem Weg von Klaipeda nach Palanga halte ich kurz vor dem Ort Karkle.
Hier, vom großen, gut gefüllten Parkplatz führt ein schöner, ebener Weg durch den Wald zum Olando Kepure (oder Dutchman’s Cap) – ein 24 m hoher Steilhang im litauischen Regionalpark Seaside.
Woher der Name kommt – da gibt es mehrere Theorien. Dass der Ort nach dem Hut niederländischer Seeleute benannt wurde scheint mir am sinnvollsten. Aber wer weiß.
Wer kein Auto hat, kann auch mit dem Bus (Nr. 24) aus Klaipeda anreisen. Steigt bei der Haltestelle Olandų kepurės st. aus und nach ein paar Metern seid ihr am Parkplatz.
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